Bürgerforum Stralau

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Diskussionsveranstaltung zum Uferweg: Ergebnisse

Donnerstag, 17. April 2014

Am 1. April 2014 gab es eine Diskussionsveranstaltung des Grünflächenamtes Friedrichshain-Kreuzberg zum Thema des schadhaften Uferweges auf der Stralauer Nordseite statt.

Aula der Thalia-Grundschule, Alt-Stralau 34

Podium:
Herr Panhoff, Stadtrat für Umwelt, Verkehr, Grünflächen und Immobilienservice Herr Schädel und Frau Beyer, Fachbereich Grünflächen
Herr Bayam, Stadtteilausschuß Kreuzberg e.V.

Anwesende: ca. 75 Anwohnerinnen und Anwohner Beginn: 18.00 Uhr

Herr Bayam begrüßt die Anwesenden und sagt, dass der Fachbereich Grünflächen des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg zu dieser Informationsveranstaltung eingeladen hat, um über geplante Maßnahmen zur Verbesserung des Uferweges zu berichten und ein Meinungsbild der Bewohner einzuholen. Es kann eine Auftaktveranstaltung sein, in der Themen festgelegt werden, welche in weiteren Treffen ausgearbeitet werden.

Herr Panhoff erklärt, der bauliche Zustand des Uferweges ist problematisch. Hinweise und Vorschläge der Bewohner sind gefragt, um Lösungen zu finden. Die Verwerfungen des Gehwegbelages, insbesondere der Betonplatten, stellt eine massive Beeinträchtigung gerade für ältere Personen, Behinderte oder Eltern mit Kinderwagen dar. Art und Umfang der zu treffenden Maßnahmen liegen nicht auf der Hand, da zu klären ist, ob die landschaftsplanerische Gestaltung beizubehalten ist oder eine komplette Erneuerung vorgenommen wird. Dabei sind Baumfällungen kaum vermeidbar, da das Wurzelwerk die Hauptursache für die Schäden ist.

Herr Schädel geht zunächst auf die städtebauliche Entwicklung der Halbinsel ein. mit Ausweisung des Entwicklungsgebietes Wasserstadt Stralau gab es ehrgeizige Pläne in Bezug auf die Anlage eines Uferwanderweges. Trotz mancher Zweifel und der heute offensichtlichen Defizite ist es ein erfolgreiches Projekt. Die Halbinsel zieht viele Besucher an, die dort spazieren gehen oder Rad fahren. Unter ihnen sind Freizeitradler und Pendler, welche besondere Anforderungen an die Wege stellen. Um zu klären, welcher Erneuerungsaufwand notwendig ist, sind Evaluierungen nötig. Heute soll daher der erste Abschnitt zwischen dem Altenpflegeheim und dem Speicher betrachtet werden. Unfallvermeidung und Barrierefreiheit sind vorrangige Ziele.
Es besteht sowohl kurz- als auch mittelfristiger Handlungsbedarf.

Frau Beyer leitet eine Präsentation von Fotos ein, welche auf einer Begehung am 20. März aufgenommen wurden. Sie weist darauf hin, dass bis auf einen kurzen Uferabschnitt am Speicher sowie das Kirchengelände am Spreeufer alle Uferbereiche öffentliche Flächen sind. Sie zeigt Fotos vom nördlichen Ufer:

  • eine Engstelle mit Gefälle an der Grenze zu Lichtenberg
  • ein Beispiel für Großkopfpflaster und gemischte Belagsmaterialien
  • wassergebundene Wegedecken neben Betonplatten, die durch Wegspülungen zu Kanten
    führen
  • Lichtmasten mitten im Weg, die nicht im Betrieb sind, da der Bezirk nicht zur Beleuchtung
    verpflichtet ist
  • Beispiele für Plattenbänder, die auf die Planungsbüros der Wasserstadt zurückgehen. (Es
    bestehen Brüche und Kanten zwischen den Übergängen. Urheberrechte der Planer müssen
    gewahrt oder neu verhandelt werden)
  • Beispiele für Wegeabkürzungen / Trampelpfade
  • 

  • Pappeln (mit Flachwurzeln)
  • Pyramideneichen (mit Pfahlwurzeln), die nicht zu Verwerfungen führen
  • Aufwerfungen von Pflaster und Betonplatten durch Pappeln. (Es gab Erstmaßnahmen:
    einzelne Platten wurden entfernt und durch Tenne – wassergebundene Wegedecke – ersetzt. Diese müsste jährlich erneuert werden, da sie ansonsten aufweicht. Zum Glätten wurde auch Mörtelzement benutzt)
  • Ein Wegeabschnitt mit total verworfenen Platten. Verkehrssicherheit ist nicht gegeben.
  • Zwei Wege, die parallel verlaufen. (Es wurde bereits vorgeschlagen, diese als Sommer- bzw.
    Winterweg zu nutzen)
  • Eine kleine Fläche am Speicher, auf der früher Rasen wuchs.
  • Ein Abschnitt des privaten Weges am Speicher, auf dem die Bewährung der Betonplatten
    hervorbricht.
  • Beschädigte Kleinpflasterungen. Die Wurzeln reichen 10 m und weiter.
  • Der Weg am Spielplatz Palmkernzeile mit schmalen Plattenstreifen.
  • Ein breiter Weg, der aufgrund eines städtebaulichen Vertrages vom Investor angelegt wurde.
    Dort wurden Linden in Betonkübel gepflanzt, welche in absehbarer Zeit aufbrechen werden.
    Beispiel für nicht nachhaltige Lösung.
  • Ein breiter Uferweg mit wassergebundener Wegedecke.

Zwei Maßnahmen sind für 2014 geplant. Die erste wird am 02.04. begonnen: eine Unterhaltung am Karl-Marx-Denkmal, wo die Wegedecke wegen Gefälle abgespült ist. Die zweite an der Tunnelstraße 38: eine Wegeinstandsetzung zur Herstellung der Verkehrssicherheit.
Eine große Maßnahme wurde für 2016/17 angemeldet: am Friedhof soll der Uferweg über einen Steg geführt werden. Aus planerischer Sicht ist jedoch die Nordseite vorrangig zu behandeln. Der Spielplatz an der Palmkernzeile ist für 2016 in Planung. Es sollen 225.000 € bereitgestellt werden. 2015 wären kleinere Maßnahmen möglich.
Sie erläutert das Konzept „blaue Routen“: Radwege in Grünflächen, die keine offiziellen Radwege sind. Radfahrer dürfen dort fahren, müssen aber Rücksicht auf andere (Fußgänger etc.) nehmen.
Die Gelder stehen ab 2016/17 zur Verfügung. Ab heute fängt der Planungs- bzw. Meinungsbildungsprozess an. Im behandelten Abschnitt ist die Fällung von 18 Pappeln vorgesehen.

Diskussion:

  • Herr Trommer (Bürgerforum Stralau) sagt, bei einer Begehung des Abschnitts hat man festgestellt, dass auf der stark frequentierten Strecke von Stralau zum Ostkreuz, auf Höhe des Jugendfreizeitschiffes, eine Trennung in Fuß- und Radweg hilfreich wäre. Ebenso die Beleuchtung. Dass Pappeln ungeeignet für die Uferbepflanzung sind, ist unbestritten, dennoch soll man versuchen, sie zu erhalten. Sehr viele Bäume sind bereits für private Baumaßnahmen gefällt worden und es kommen noch weitere hinzu. Eine naturnahe Ufergestaltung ist wünschenswert, da es ein wichtiger Rückzugsort für Tiere ist.
  • An besagter Stelle sollte der Übergang einheitlich sein. Auf der Lichtenberger Seite gibt es Beleuchtung, da der Weg zu einem Verkehrsweg deklariert wurde. Ist dies auch auf dem Abschnitt bis zum Altenheim möglich?
  • Die Neuvergabe der Trägerschaft für das Jugendschiff steht an. Die Bürger möchten eingebunden werden.
  • Zur Klärung eventueller Maßnahmen gegen „Schrottschiffe“ und Wohnboote in der Bucht soll ein Runder Tisch tagen, da der Bezirk bisher handlungsunfähig bzw. untätig war. Erster Termin ist der 14. April; das Kreuzberger Umweltamt sollte daran teilnehmen
  • Auf der Spreeseite, Alt-Stralau 11-13, vor drei Häusern rechts vom Karl-Marx-Denkmal, befindet sich ein 130 m langer Uferabschnitt im Eigentum der Bewohner. Die Eigentümergemeinschaft hat eine Firma mit der Wegeinstandhaltung beauftragt. Die Bezirksamt- Zustimmung zur vorübergehenden Sperrung des Weges steht noch aus. Die Maßnahme soll im Mai erfolgen. Bezüglich der Wegebeleuchtung wurde bereits ein Antrag beim Senat gestellt. Ein doppelter Weg (am nördlichen Ufer) ist unnötig, ebenso wie der Steg am Kirchengelände; das Geld sollte besser eingesetzt werden. Die sog. Pocket-Parks funktionieren nicht, da sie nicht genügend gepflegt werden.

Herr Panhoff sagt, das Jugendschiff soll aufgegeben werden, der Verschrottungserlös geht ans Jugendamt. Zu den „Schrottschiffen“ ist eine genaue Bestandsaufnahme nötig. Es sind zwei Genehmigungen nötig: einmal die Bestätigung des Wasserschifffahrtsamtes, dass das Schiff keine Beeinträchtigung des Schiffsverkehrs darstellt, zum anderen die Erlaubnis zum Landgang. Es ist ein komplizierter Vorgang, die Schiffe umzusetzen, aber der Bezirk arbeitet daran. Der Runde Tisch ist ihm nicht bekannt.

Frau Beyer sagt, die Differenzierung in Sommer- und Winterweg wäre schön. Wenn investiert wird, dann sollte die Maßnahme 10 bis 20 Jahre Bestand haben. Ein fester und ein weicher Weg wären denkbar. Die Umwidmung eines Weges in einen Verkehrsweg wurde auch in Kreuzberg bereits gemacht, dabei sind jedoch unterschiedliche Pflegezuständigkeiten zu beachten. Für die Pocket-Parks (bzw. Stralau) besteht eine nachgeordnete Pflegekategorie (drei von vier).

  • Auf der Fläche vor dem Palmkernspeicher hatte der Investor 2011 angekündigt, für die Bauarbeiten eine Asphaltdecke aufzubringen. Stattdessen gab es eine Aufschüttung und erhebliche Bauschäden an den Wegebelägen. Der Bezirk hatte zugestimmt, den Rückbau auf Kosten des Investors, der eine Kaution hinterlegt hatte, durchzuführen. Geschehen ist bisher nichts. Es handelt sich um eine Gefahrenstelle, da Jogger u.a. stürzen.
  • Die Erhaltung der Bäume ist gewünscht, so weit wie möglich. Wenn Versiegelung stattfindet, sollte auch Rückbau an anderer Stelle erfolgen. Der Radweg An der Mole / Glasbläserallee ist stark benutzt. Wegen der dort geplanten Bauprojekte wird dieser bald zu schmal sein.
  • Ein Sommer-/ Winterweg wird unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht. Mulchbahnen (wie in Skandinavien) sind denkbar, auch wenn sie jährlich aufgeschüttet werden müssen. Patenschaften wären denkbar.
  • Die bewohnten Hausboote umzusetzen sollte machbar sein. Eine der konkret von Frau Beyer genannten Pappeln vor dem Speicher gehört zum Bezirk, nicht dem Privatgrundstück. Die ehemalige Rasenfläche wurde von Baufahrzeugen platt gefahren. Es sollten keine weiteren Baumfällungen erfolgen. Nach Auskunft eines Baumpflegers sollten Pappeln um ein Drittel gekürzt werden. Diese Bäume sind ungeeignet, aber sie prägen das Bild auf der Insel.
  • Eine Begradigung der Wege könnte sie zu einer Rennstrecke für Radfahrer machen.
  • Herr Kirschstein (Thalia- Grundschule) sagt, im Interesse der Schulwegesicherheit sollte der Uferweg beleuchtet sein. Die Anzahl der radfahrenden Schüler ist stark gestiegen und steigt weiter. Die Baumvielfalt auf Stralau war einmalig, der Kahlschlag muss dringend beendet werden.
  • Wenn der Weg (am Ende der Bucht) in Fuß- und Radweg getrennt werden sollte, dann sollten sie separat geführt und nicht bloß markiert werden, um Konflikte zwischen (schnellen) Radfahrern und Kindern zu vermeiden. Bisher kein Problem, da Radfahrer zwangsläufig langsam fahren. Auf gute Einsehbarkeit an Einmündungen achten.

Herr Panhoff sagt, im Internet ist die Baumfällliste einzusehen. Sie gibt Auskunft über Ort, Zeit und Grund von Fällungen auf öffentlichen Grünflächen. I.d.R. erfolgen sie bei absterbenden Bäumen mit Kronenschäden, nicht um Wege anzulegen. Auf privaten Baugrundstücken müssen Fällgenehmigungen erteilt werden. Letzten Endes wohnt jeder auf einer Fläche, auf der zuvor Bäume standen. Der Bezirk kann (baumreiche Standorte / Grundstücke) nicht aufkaufen.

Frau Beyer sagt, in Bezug auf die Entstehung von Trampelpfaden, dem Benutzerverhalten und Konfliktquellen in Grünanlagen sind Wegeanalysen durchzuführen. Zu viel Beleuchtung hat negative Auswirkungen auf die Tierwelt, auch Bewohner können sich gestört fühlen. Die Einkürzung von Pappeln wurde früher gemacht, hatte aber ungewollte Folgen wie Fäulnis, Wassereindringen und wildes Austreiben. Bei der Anlage von Mischwegen müssen (für Radfahrer) ggf. entschleunigende Barrieren eingebaut werden.

  • Wohin fließen die Ausgleichszahlungen für (genehmigungspflichtige) Baumfällungen auf Privatgrundstücken?

Herr Schädel sagt der Bereich Naturschutz gehört nicht mehr zu seinem Fachbereich. Ab 80 cm Stammumfang greift die Baumschutzverordnung. Dann muss Antrag bei der Unteren Naturschutzbehörde gestellt werden. Auf dem Grundstück sind Ersatzpflanzungen vorzunehmen oder es ist ein Ausgleich zu zahlen.

Frau Beyer nennt den akuten Personalmangel als Grund dafür, dass Baumpflanzungen durch das Bezirksamt zur Zeit schwierig sind.

Herr Panhoff erklärt, dass Pappeln beinahe eine Plage sind, da sie an Sportplätzen und anderen Standorten große Schäden anrichten. Die Wurzeln reichen bis zu 30 m weit, greifen Asphalt- und Bitumenflächen an, Zweige ragen in Gebäude rein. Daher ist der Bezirk dazu übergegangen, sie radikal zu fällen. Er fragt, ob es denkbar wäre, jede zweite zu fällen, an den Stellen Säuleneichen zu pflanzen und nach 10 Jahren die übrigen Pappeln zu entfernen. Die Frage nach dem geeigneten Wegebelag ist nicht einfach. Die ökologisch vermeintlich bessere Tenne hat Nachteile: nicht mehr als 20%ige Wasserdurchlässigkeit, Spurrillen nach Regen, Staub bei Trockenheit und nicht unerhebliche Verletzungsgefahr bei Stürzen. In Anbetracht der zunehmenden Mobilität auf Rädern / Rollen ist Asphalt nicht zu unterschätzen. Der Belag kann auch eingefärbt werden, um sich besser einzufügen.

Herr Bayam sagt zum Abschluss, Vertreter des Bürgerforums sollten mit den Bezirksamtmitarbeitern die Diskussion fortsetzen, in einer Folgeveranstaltung möglichst vor der Sommerpause Lösungsvorschläge präsentieren und die Beratung fortsetzen.

Ende der Veranstaltung: 20.00 Uhr

Protokollant: Michael Boog

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